Rohstoffwende in der Chemie

Die Rohstoffwende ist in aller Munde: Das Ökoinstitut hat letztes Jahr einen Bericht zur nachhaltigen Rohstoffwirtschaft in einem zukünftigen Deutschland geschrieben. Der Bericht hat über 200 Seiten, daher habe ich ihn nur überflogen. In dem Papier wurden verschiedene Rohstoffe behandelt, von anorganischen Bulkmaterialien wie Kies und Zement bis zu Seltenerdmetallen.

Über die chemischen Grundmaterialien wie Erdöl oder Kohle habe ich in diesem Report nichts gefunden. Eine kurze Internetsuche bringt aber zum Beispiel ein Interview im chemanager zu Tage. Dort wird über die „Chemie ohne Erdöl“ diskutiert:

Die einzige Option ist, den Kohlenstoff im Kreis zu führen, um keinen zusätzlichen fossilen Kohlenstoff in Form von Kohlen­dioxid in die Atmosphäre zu entlassen. Direktes oder indirektes Recycling, bei dem Produkte der Chemie chemisch oder mechanisch wiederverwertet werden, ist eine Möglichkeit.

Jörg Rothermel, Abteilungsleiter Energie, Klimaschutz und Rohstoffe beim Verband der Chemischen Industrie (VCI)

Über diesen zirkuläre Kohlenstoffkreislauf kann man z.B. beim nova-Institut lesen.

Was passiert konkret?

Aber wie soll diese Kreislaufwirtschaft nach der Rohstoffwende konkret aussehen, und was wird heute schon getan?

Ein Beispiel für die Umwandlung von Cellulose und Lignin in Ethanol ist der Sunliquid-Prozess von Clariant. Vorteil des Verfahren ist, dass keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion entsteht. Es können z.B. Reste von Ackerpflanzen genutzt werden.

Die BASF hat den „Biomassenbilanz-Ansatz“ entwickelt. Hier kann Biomasse beispielsweise direkt im Steamcracker zugesetzt werden, um bei „konventionellen“ Rohstoffe einen gewissen Bioanteil zu bekommen. Vorteil ist, dass bewährte Rohstoffe nicht ersetzt werden müssen. Das ist bestehenden Kunden leichter zu vermitteln, da keine Neuqualifikationen nötig sind. Natürlich kosten die Rohstoffe dann ein bisschen mehr…

Wer mehr zur Geschichte der BASF wissen will, kann hier weiterlesen.

Außerdem gibt es unzählige Startups die versuchen, Biomasse durch neuartige, oft biotechnologische Verfahren nutzbar zu machen. Diese kann man beispielsweise auf https://start-green.net/ finden.

Reicht das für die Rohstoffwende?

Natürlich reichen diese Anstrengungen noch nicht aus. Aber meiner Meinung nach lässt sich das Problem nur marktwirtschaftlich lösen, das heißt, die biobasierten Rohstoffe müssen billiger werden als die in riesigen Mengen produzierten erdölbasierten Produkte. Und das passiert schon alleine aufgrund der Skaleneffekte nicht von alleine. Hier braucht es die Steuerung durch Politik und Gesellschaft.

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