Disruptive Innovationen in der Chemie

Das ist ein heißes Thema, und ich weiß, ich und auch viele andere habe schon darüber geschrieben. Da sich inzwischen auch die Bundesregierung damit beschäftigt, greife ich es wieder auf.

Was ist der Anlass?

Die Bundesregierung möchte eine Agentur für Sprunginnovationen gründen. Äh, was? Ich nehme an, dass Sprunginnovationen sogenannte disruptive Innovationen sind. Diese verändern z.B. die Nachfrage nach Produkten radikal. Ein Beispiel wäre das iPhone, doch auch darüber kann man streiten, gab es doch vorher auch schon Palm Pilots, einigermaßen intelligente Nokia-Handys mit Photo und GPS etc.

An diesem Beispiel sieht man schon, dass es nicht „nur“ einer Erfindung bedarf, sondern auch einer guten Umsetzung, einem guten und kundenorientierten Design.

Und in der Chemie?

2017 gab es einen Artikel über eine Innovationskrise in der Chemiebranche. Ein Indiz dafür sollte sein, dass es seit den 1950er Jahren keine neuen Materialklassen mehr gab. Dagegen gab es einigen Widerspruch.

Im Rückblick ermöglichte die Entwicklung der Polymere sicherlich den Markt radikal verändernde Innovationen, wenn es auch oft länger gedauert hat und einem nicht so sprunghaft erschien. Ein Beispiel wäre der Ersatz von Glasflaschen mit PET-Flaschen.

Jetzt ist es natürlich so, dass man eine disruptive Innovation nicht vorhersehen kann.

Trotzdem, was gibt es neues?

Diese Frage kann ich sicher nicht abschließend oder nur zufriedenstellend beantworten, das weiß ich schlichtweg nicht. Aber ich habe ein paar Beispiele.

Das Thema Recycling wird immer wichtiger, in diesem Zusammenhang werden in Publikationen oft sogenannte Vitrimere genannt, also glasartige und form- und schmelzbare Polymere.

Auch die Nanotechnologie steckt noch in ihren Kinderschuhen. Sie ermöglicht transparente Sonnencremes, aber das ist sicherlich noch nicht die disruptive Innovation, auf die man gewartet hat.

Interessant sind auch Quantencomputer, für die man vielleicht mal maßgeschneiderte Materialien braucht, oder grundlegendere Dinge wie einen effizienten Strom-zu-Gas-Prozess, die Speicherung großer Mengen elektrischer Energie, Carbon-capture-Technologien, organische Elektronik, …

Vielleicht geht es aber in Richtung Syntheseroboter, der die organische Chemie quasi demokratisiert und ähnlich wie ein 3D-Drucker oder ein Replikator funktioniert? Also eher eine Designinnovation wäre?

Was habe ich vergessen?

2 Gedanken zu „Disruptive Innovationen in der Chemie“

  1. Hi,
    erstmal vielen Dank für deinen kurzen Beitrag. Ich möchte hier kurz anmerken, dass disruptive Innovationen und radikale Innovationen nicht das selbe sind. Sie weisen jedoch sicherlich Schnittmengen auf. Um das Beispiel des iPhones aufzugreifen. Betrachtet man es als weiterentwickeltes Mobiltelefon ist es sicherlich nicht disruptiv, allenfalls radikal. Denn die meisten Funktionen sind ja wie bei Nokia-Business-Telefonen unverändert. Disruptiv ist das kleine Wunder allerdings schon, denn es hat den PC als meistgentutzen Internetzugang und damit auch die Art, wie wir das Internet nutzen maßgeblich verändert.
    Viele Grüße
    Christian

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