Schon einige Male habe ich über Daten in der Chemie geschrieben. Oft im Zusammenhang mit Big Data oder KI. Diese Themen sind spannend und immer noch aktuell.
Die letzte Ausgabe der Nachrichten aus der Chemie haben mich jetzt aber dazu inspiriert, über die Daten zu schreiben, die es zwar gibt, aber nicht in einer auslesbaren Form.
Als ich vor knapp (bzw. über) einem Jahrzehnt promoviert habe, musste ich zunächst alle meine Versuche händisch in ein Laborbuch schreiben. Für die wöchentlichen Arbeitskreistreffen habe ich dann die wichtigsten Reaktionen in Chemdraw gezeichnet und mit Keynote vorgestellt.
Auswertungen und Rohdaten von Messergebnissen habe ich unstrukturiert gespeichert.
Das geht besser, dachte ich mir dann, und habe mir privat eine ausgeklügelte Filemaker-Datenbank gebaut, die ich dann für meine Versuche nutzte. Aus der konnte man wöchentliche Reports generieren, für neue Moleküle die Auswertungen speichern, sodass sie publikationsfähig waren und nach Daten suchen. Genutzt habe nur ich das, und ich musste parallel weiter ein Papier-Laborjournal führen. Jetzt ist die Datenbank nicht mehr lauffähig, weil ich sie nie upgedatet habe, die Daten sind verloren .
Wie wird heute mit Daten in der Chemie umgegangen?
Wie arbeitet man heute? Wenn ich den Leitartikel in den Nachrichten aus der Chemie von Oktober 2021 lese, hat sich seitdem nicht viel geändert. Dabei gibt es seit 2016 die FAIR-Prinzipien für Forschungsdaten. Daten müssen Findable, Accessible, Interoperable und Re-usable sein.
Für diese Punkte ist zunächst mal wichtig, dass die Daten überhaupt elektronisch erfasst werden. Genauso wichtig ist aber, dass die Daten gut beschrieben sind. Dafür sollten sogenannte Metadaten genutzt werden. Bei Messungen wäre das z.B. die Geschichte des Prüflings.
Zur Unterstützung der chemischen Gemeinschaft wird in Deutschland die Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) aufgebaut. Ein Konsortium wird die Chemie unterstützen:
Die Vision von NFDI4Chem ist es, alle wichtigen Schritte der chemischen Forschung zu digitalisieren, um Wissenschaftler:innen bei der Erfassung, Speicherung, Verarbeitung, Analyse, Offenlegung und Nachnutzung von Forschungsdaten zu unterstützen.
https://www.nfdi.de/nfdi4chem-2/
Ich denke, es ist an der Zeit, dass die Wissenschaft digitaler wird. Die Industrie braucht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die digitale Kompetenzen mitbringen. Zum anderen sollten wir den Schatz an Forschungsdaten zugänglich machen, um eine effektivere Forschung und Anwendungsentwicklung zu ermöglichen.
Was meint Ihr? Ich freue mich über Kommentare!