Was sind die Herausforderungen der Chemieindustrie? Im Zuge der Corona-Krise mussten Unternehmen große Anpassungen vornehmen, um sich und ihre Mitarbeiter vor dem Virus zu schützen. Die Vereinigung für Chemie und Wirtschaft (VCW) hat dazu zusammen mit der Provadis-Hochschule und BCNP-Consultants eine Umfrage durchgeführt. Ergebnisse der Umfrage und einer auf diesen basierende Diskussion wurden jetzt im CHEManager veröffentlicht.
Meiner Meinung nach hat die Pandemie die schon länger unterschwellig laufenden Veränderungsprozesse und nötige Handlungsfelder an die Oberfläche gezerrt.
Innovation und Digitalisierung
Digitalisierung ist ein wichtiger Treiber von Innovationen, heißt es im Artikel. Und von Digitalisierung lesen wir schon länger, auch auf diesem Blog. Und hier geht es nicht nur (aber auch!) um Homeoffice und um eine neue Art, digital zu arbeiten, sondern auch um Produktionsprozesse, Ermittlung von Kundenbedürfnissen und eine moderne Lern- und Personalkultur.
Nachhaltigkeit
Dieses Thema kennen wir noch länger als eine der großen Herausforderungen der Chemieindustrie, seit 1968 der Club of Rome gegründet wurde. Bisher hat sich das allerdings sehr zäh entwickelt in der Politik, aber auch im Verhalten von uns allen. Irgendwie trifft uns das ja nicht, oder? Vielleicht doch? Dazu muss ich aber nichts schreiben, Interessierte können das gerne woanders nachlesen (z.B. zu grünen Unternehmen in der Krise, Artenvielfalt als Schutz vor Viren)
Wertschöpfungsketten
Lean wird oft so missverstanden, dass man möglichst alles auf just-in-time umstellen sollte. Das führt dann dazu, dass man über Kontinente Waren im letzten Moment liefert und kaum noch Puffer hat.
Das Vorbildunternehmen Toyota geht allerdings so vor, dass es möglichst nah am Kunden produziert und dort auch seine Zulieferer aufbaut, sodass diese dann auch nah am Toyotawerk sind. Dann funktioniert just-in-time.
Es sollte daher also auch keine wahnsinnig neue Erkenntnis sein, dass man Wertschöpfungsketten möglichst lokal aufbauen soll. Ich meine auch, gelesen zu haben, dass Toyota besser als VW mit seinen Zulieferern umgeht und mehr in-house fertigt (Link zu Artikel von 2009).
Interessanterweise scheint Tesla auch eine hohe Fertigungstiefe zu haben, laut zitiertem Artikel von 70%.
Die Herausforderungen der Chemieindustrie: Alles ist verbunden
Diese drei Themen sind natürlich nicht isoliert zu betrachten. So ist ja eine Komponente der Nachhaltigkeitsstrategie eine höhere Recyclingquote, das könnte auch zu einer lokalen Wertschöpfungskette, in diesem Fall einem Kreislauf führen.
Auch kann man die Digitalisierung dazu nutzen, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Ein banales Beispiel ist mehr Homeoffice, was zu weniger Pendelei führt, oder optimierte Prozesse, die zu weniger Abfall führen.
Also, was hält uns auf? Hm, vielleicht die Beharrungskräfte in den Firmen. Die oben beschriebenen Veränderungen sind ziemlich disruptiv für die konservative Chemieindustrie…
Eine interessante Reflektion, mit der sehr interessanten Zusammenfassung.
„Irgendwie trifft uns das ja nicht, oder? Vielleicht doch?“
Nachhaltigkeit fängt tatsächlich bei einem selbst an.