Die Politik in der (Corona)Krise

Vor diesem Post habe ich lange überlegt, ob ich so etwas schreiben soll. Vermutlich ist eh schon alles gesagt. Aber zu den Aussichten auf dem Arbeitsmarkt gehört auch das politische Umfeld, das ja den Arbeitsmarkt über den globalen Wettbewerb stark beeinflusst.

Die chemische Industrie muss sich überlegen, wo sie neue Werke baut. Und neben Rohstoffverfügbarkeit, Qualifikation und Kosten der Arbeitskräfte, Subventionen und Kunden gehört dazu zukünftig bestimmt auch die Resilienz gegenüber Pandemien und anderen Katastrophen.

Und das Bild Deutschlands hat da besonders nach der zweiten Welle etwas gelitten.

Deutschland nach der ersten Welle

Ich erinnere mich noch gut an einen Artikel im Sommer 2020 in der englischsprachigen Presse. Dort wurde das durchdachte Design deutscher Fenster gelobt, die man auf verschiedene Arten öffnen kann. Daher, so der Artikel, lüfteten die Deutschen mehr und hätten deshalb viel niedrigere Inzidenzzahlen.

Das wäre jetzt eine schöne Überleitung zur deutschen Ingenieurskunst (des letzten Jahrhunderts…), aber da gehen wir heute nicht hin.

Ich selbst war im Sommer durchaus stolz auf das nach einem Schreckmoment harte Durchgreifen der Politik im April, das zu einem Sommer der niedrigen Inzidenzen führte.

Winter is coming

Doch schon im Sommer sagte jeder, der etwas Ahnung hatte, dass das Virus im Winter leichter übertragen werden würde. Schließlich ist es eine Infektion der Atemwege, wie es Erkältung und Grippe auch sind, und diese Krankheiten haben in Deutschland auch ihren Höhepunkt im Winter.

Die Politik hätte den Sommer also nutzen können, um verschiedene Konzepte zu erarbeiten: Wie sorge ich dafür, dass der Einzelhandel offen bleiben kann? Wie sieht eine schlüssige Teststrategie aus? Wie schütze ich die besonders gefährdeten Bewohner von Alten- und Pflegeheimen. Und vor allem: Wie halte ich mit möglichst geringer Gefahr Schulen und Kindergärten offen? Es gab im Sommer schon genug Studien, die den Schaden vor allem an den Kindern aufzeigten, die kein stabiles Elternhaus haben.

Aber auf mich wirkt es so, als hätte sich die Politik da einfach treiben lassen, vielleicht mit der utopischen Hoffnung, dass bis zum Winter alle geimpft sind? Das Thema Impfen möchte ich hier ausklammern…

Stattdessen wurde durch die Bund-Länder-Beschlüsse die Verantwortung möglichst diffus verstreut, sodass jeder große Versprechungen machen konnte und beim Scheitern der Umsetzung mit dem Finger auf die anderen zeigen konnte.

Warum gab es keinen Gesundheitsnotstand, wo dann alle Maßnahmen beim Bund gebündelt wurden? Weil Wahlkampf ist? Dazu noch ein Link vom März 2020 aus der ZEIT.

Stattdessen gibt es beschämende Korruption und unverständliche Maßnahmen wie Masken für Senioren mit einem Gutschein aus der Bundesdruckerei, wofür der Apotheker 6 Euro pro Stück bekommt, während man auf dem freien Markt die Maske für 1 Euro das Stück kaufen kann.

Die Konsequenz

Was wird die Konsequenz daraus sein? Politisch noch mehr Politikverdrossenheit? Werden die Unternehmen vermehrt nach Asien gehen, wo Kunden, Rohstoffe und Pandemieresilienz sind?

Ich hoffe, die Bundesregierung reißt sich jetzt nochmal am Riemen und schafft es, die sich aufbauende dritte Welle anders als über einen weiteren Lockdown zu brechen. Möglichkeiten wurden schon genug diskutiert. Da die Impfkampagne noch dauert, müsste das wohl über massives Testen laufen. Also, wo kann ich mich testen lassen?

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