Rückblick – die chemische Industrie 2024

2024 war ein schwieriges Jahr, nicht nur für die deutsche Chemieindustrie. Genaueres könnt ihr in den vielen Rückblicken nachlesen, die es gerade gibt. Ich will mich da einreihen, aber mit einem spezifischen Rückblick für die Chemieindustrie.

Gesamtwirtschaftlicher Rahmen

Abgebildet ist der Verbraucherpreisindex insgesamt sowie für Nahrung und Energie von Januar 2020 bis November 2024. Vor allem bei der Energie ist ein starker Anstieg Ende 2021 sichtbar. Seitdem hält sich der Index für Energie auf diesem hohen Niveau.

Ein großer Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen chemischen Industrie sind die hohen Energiekosten seit Ende 2021 (siehe Grafik; Quelle destatis). Zusätzlich ist die Konjunktur in Deutschland schwach, was sich in wenig Nachfrage nach chemischen Produkten in der Automobilindustrie, Bauwesen und Konsumgüterindustrie zeigt.

Interessant ist, dass die Beschäftigungsrate stabil bleibt. Vermutlich haben die Unternehmen Bedenken, Fachkräfte zu entlassen, die sie später nur schwer wiederfinden werden. Ein leichter Rückgang in der Chemieindustrie wurde durch Aufbau in der Pharmaindustrie aufgefangen.

Politik

Zur schlechten Konjunktur kommt Druck aus der Politik, auf klimaneutrale Produktionsmethoden umzustellen. Viele Unternehmen müssen in nachhaltige Technologien und Prozesse investieren, um gesetzliche Vorgaben einzuhalten und ESG-Ziele (Environmental, Social, Governance) zu erfüllen. Die Besteuerung von CO2, die planmäßig jedes Jahr steigt, bringt zusätzlichen Kostendruck.

Ein weiterer Fokus der EU ist das Ziel der Kreislaufwirtschaft. Recycling und die Entwicklung neuer Werkstoffe mit besserer Wiederverwertbarkeit stehen im Fokus, da die EU strengere Recyclingquoten fordert. Inwieweit sich 2024 Vorgaben für deutsche Unternehmen, die nicht an Endverbraucher verkaufen, verschärft haben, kann ich nicht beurteilen.

Die beiden Punkte führen zu mehr Regulierung. Der VCI kritisiert schon lange und zurecht die ausufernde Bürokratie. Aus meiner Erfahrung heraus gibt es diese aber genauso in den Unternehmen und Konzernen, es lohnt sich also, auch vor der eigenen Türe zu kehren.

Außenpolitisch bemerkenswert waren weiterhin der Krieg in der Ukraine und Spannungen zwischen China, USA und Europa, die die Lieferketten für bestimmte Materialien strapaziert haben.

Das Aus der Ampel im Herbst hat dazu geführt, dass es bis zumindest im ersten Quartal 2025 keine besonders aktive Bundesregierung gibt, was bei den Krisen in der Welt und den Problemen in Deutschland auch nicht vorteilhaft ist.

Ein weiteres großes Problem ist die schlecht gewartete öffentliche Infrastruktur, seien es Straßen, Schienen oder Brücken. Ein besonders krasser Fall war die Carolabrücke in Dresden, die eingestürzt ist.

Technologie

2024 war das Jahr der KI. Immer mehr und bessere Sprachmodelle und Nutzungsmöglichkeiten wurden verfügbar und teilweise schon in die Unternehmensprozesse integriert, klassische Beispiele sind Predictive Maintenance und der digitale Zwilling. Hier wird es in den nächsten Jahren spannende Herausforderungen geben, diese Technologie tiefer in Verwaltungs- und Produktionsprozesse zu integrieren.

Unternehmen

Es gab einen Tarifabschluss dieses Jahr, den ich für recht vernünftig halte. Trotzdem ist Deutschland natürlich ein teures Land für Chemiekonzerne. Problematisch ist, dass die Firmen 2024 laut VCI einen Umsatzrückgang in der EU und den USA hatten, nur in Asien gab es leichtes Wachstum.

Hoffnung auf weiteres starkes Wachstum in China sollte man sich auch nicht mehr machen, der Markt ist abgekühlt.

All das bedeutet, dass die Unternehmen hier sparen müssen und eventuell Werke schließen und nach USA oder Asien abwandern. Vor allem amerikanische Unternehmen prüfen das laut Handelsblatt.

Fazit?

2024 war wie gesagt ein schwieriges Jahr. Schauen wir nach vorne. Was müssen Politik und Unternehmen also zukünftig machen? Darüber spreche ich dann in meinem Ausblick für 2025, den ich hier verlinke, sobald er verfügbar ist.

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