Die Chemieindustrie in der DDR

Vor einiger Zeit habe ich kurz die Nachfolgeunternehmen der IG Farben vorgestellt. Daraus sind kurze Posts über Agfa, die BASF, Bayer, Hoechst und Wacker entstanden. Und um die aktuelle Lage der chemischen Industrie in Deutschland einschätzen zu können, lohnt sich auch der Blick zurück in die DDR. Auch hier gab es Fabriken der IG Farben.

Die Chemieindustrie in der DDR nach Kriegsende

Meine Erinnerungen aus der Schulzeit sind etwas älter. Aber ich weiß noch, dass die sowjetisch besetzte Zone stark von Reparationen und Demontagen betroffen war, viel stärker als der westliche Bereich. Die Chemieindustrie in der DDR scheint da keine Ausnahme gewesen zu sein. Laut R. Kunze gab es einen starken Fachkräftemangel, da diese von den jeweiligen Besatzungsmächten „beschlagnahmt“ wurden. Später mussten Reparationen durch chemische Produkte bezahlt werden.

Der Wiederaufbau war dann wohl auch mühsam, weil mehr Priorität auf Schwerindustrie gelegt wurde.

Umstieg auf Erdöl

In den 1960er Jahren wurde die DDR an russische Pipelines angeschlossen und die Erdölindustrie in Leuna, Böhlen und Zeitz aufgebaut. Hierfür war viel Anlagen-Know-How notwendig, das aufgebaut werden musste. 1962 wurde in Leuna ein Großrechner in Betrieb genommen, um Optimierungen für die Verfahrenstechnik durchführen zu können.

In der zentralistisch gesteuerten DDR war das Ministerium für Chemische Industrie der Kopf. Um im Bild zu bleiben, wäre der Körper das Chemiedreieck Wolfen-Leuna-Bitterfeld gewesen. Das war laut Wikipedia das größte Chemiewerk Europas und ein ehemaliges IG Farben-Werk.

Trotz des Umstiegs war die Chemie in der DDR giftig und dreckig. Es wurde noch viel Braunkohle verfeuert, z.b. in Bitterfeld. Das war der dreckigste Ort in ganz Europa. Dort wurde fast der gesamte Bedarf an Pflanzenschutzmitteln, Farbstoffen, Waschmitteln und Fotochemikalien gefertigt, und teilweise wurden die Reste unversiegelt deponiert, sodass die Böden verseucht wurden.

Zu Hochzeiten arbeiteten bis zu 180.000 Menschen in der Chemieindustrie in der DDR.

Nach der Wende

Zwischen 1989 und 1990 ist die Produktion stark gefallen, da die Betriebe nicht konkurrenzfähig gegenüber den westlichen Wettbewerbern waren. Dadurch kam es zu einer Schließungswelle und einem Personalabbau.

Heute

Nach einem Tief sind jetzt wieder fast 60.000 Menschen in der Chemieindustrie in den östlichen Bundesländern beschäftigt. Dafür war eine lange Renovierungs- und Wiederaufbauphase nötig. Die großen Kombinate wurden teilweise von Großkonzernen gekauft oder zu Industrieparks gemacht. Sie beherbergen heute viele Mittelständler. Die fertigen jetzt modern und sauber, außerdem wurde nach der Wende viel Geld in die Reinigung der Umwelt invsestiert.

Es gibt einige Beispiele für Großkonzerne an den Standorten. Zu nennen sind die BASF in Schwarzheide, Nouryon, Evonik, Heraeus und Bayer in Bitterfeld.

Quellen

Robert Kunze: Die Stellung der Chemischen Industrie der DDR zur Verfahrenstechnik. In: Wolfgang Fratzscher, Klaus-Peter Meinicke (Hrsg.): Verfahrenstechnik und Wiedervereinigung. Akademie Verlag, 1997, ISBN 3-05-501759-5, S. 113–126.

https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/30-jahre-nach-der-wende-die-industriezentren-des-ostens-stehen-vor-einem-neuen-umbruch/25195450-all.html

https://www.fes.de/fulltext/fo-wirtschaft/00288002.htm

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