New work in der chemischen Produktion

Im letzten Post bin ich auf das Spannungsfeld New Work in der Chemieindustrie eingegangen. Ich hoffe, ich konnte herausarbeiten, dass im Produktionsbereich noch Nachholbedarf besteht.

Allerdings habe ich mir ziemlich schwer getan, darüber zu schreiben, was man tun kann, im Gegensatz zu den Dingen, die nicht funktionieren. Klar ist, dass Homeoffice für den Produktions- und Laborbereich eher schwierig ist, von Ausnahmen mal abgesehen.

Aber vielleicht ist der Ort der Arbeit auch nicht das entscheidende, sondern vielmehr das Vertrauen und die Wertschätzung, die man mit Homeoffice zum Ausdruck bringt (das schwächt sich übrigens ab, wenn der Arbeitgeber anfängt, Tastaturanschläge auszuwerten).

Wie wird Selbstwirksamkeit in Produktion und Labor ermöglicht?

Das Fraunhofer IAO hat Ende 2019 einen Workshop zum Thema Arbeitswelt 4.0 durchgeführt. Das war das Fazit:

Die Menschen wollen wesentlich mehr Sinn, Wertschätzung und Anerkennung in der Arbeit. Dann bringen sie gerne Leistung, sind flexibel und bereit zur Veränderung. Ängste dagegen hemmen und demotivieren in jedem Alter.

Die Menschen wollen wahrgenommen und eingebunden werden und sie wollen sich weiterentwickeln. Der Schlüssel hierzu sind einerseits Fehlerkultur und Vertrauen, und andererseits Information, Freiraum und Weiterbildung.

Die Menschen brauchen sowohl Sicherheit als auch Selbstständigkeit, wenn auch in unterschiedlicher Gewichtung, abhängig vom Alter.

Fraunhofer IAO, https://blog.iao.fraunhofer.de/arbeitswelt-4-0-wie-wollen-junge-menschen-arbeiten/

Das war vor der Pandemie, seitdem erleben wir eine Kündigungswelle, ich vermute also, dass sich diese Bedürfnisse verstärkt haben. Es gibt aber durchaus Vorbilder, die Jobsharing, Minisabatticals oder selbstorganisierte Schichten per App testen.

Ein Beispiel ist die Firma Continental. Dort werden Schichten nicht voll besetzt und je nach Bedarf können kurzfristig Mitarbeiter per App zum Auffüllen angefragt werden. Dies funktioniert wohl ganz gut, es werden auch Anreize gesetzt.

Eine andere Möglichkeit ist, den Teams mehr Freiheiten zu bieten, sich selbständig zu organisieren. Über ein gemeinsames Wertesystem und abgestimmte Ziele muss sichergestellt werden, dass alle in die gleiche Richtung arbeiten.

Ein Extrem wäre es, die hierarchische Strukturen ganz aufzulösen. Das führt zu einer holokratischen Organisation. Mitarbeitende organisieren sich in Rollen und entscheiden gemeinsam. Diese Entscheidungen werden permanent überprüft, jeder kann neue Vorschläge machen. So ist das System schnell und flexibel bei einer sich schnell ändernden Umwelt.

Ich bin mir aber recht sicher, dass viele Unternehmen(sführer) nicht bereit sind, soweit zu gehen.

Schreibe einen Kommentar

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu