Aussichten 2021 für Chemiker

Die Jahre davor habe ich relativ spezifisch über Berufsaussichten für Chemiker geschrieben (z.b. 2017 oder letztes Jahr). Da 2020 ein besonderes Jahr war, möchte ich es dieses Mal etwas allgemeiner halten.

Daher schreibe ich heute über die Aussichten für 2021 (und weiter). Und ich finde, es gibt Grund für Optimismus. Zugegeben, momentan befinden wir uns in einer weltweiten Pandemie, der Virus mutiert und wird uns wohl trotz Impfung die nächsten Jahre begleiten. Also werfen wir zuerst darauf einen Blick.

Die Pandemie

Während ich das schreibe, läuft die Impfkampagne in den USA und (endlich auch) Europa. Russland und China impfen schon länger und exportieren ihren Impfstoff auch ins Ausland. So impft die Türkei mit einem Sinovac-Impfstoff.

Eine etwas beunruhigende Entwicklung ist das Auftreten einer Mutante, die vermutlich ansteckender ist, aber wohl weiter von der Impfung abgedeckt ist. Das muss natürlich nicht so bleiben, gerade wenn man bei hoher Verbreitung des Virus (und dadurch bei Anwesenheit vieler Genotypen) impft, kann es zur Selektion von Mutanten kommen, die nicht mehr anfällig ist. Daher ist die Kontaktbeschränkung wohl weiter nötig.

Katalysierte Entwicklungen

Die Pandemie hat einige Entwicklungen beschleunigt, die sonst wohl noch einige Jahre gedauert hätten. Viele Firmen, die vorher mit Homeoffice zurückhaltend waren, schickten fast die gesamte Belegschaft dorthin. Natürlich ist dies ein Extrem, aber dadurch waren viele Arbeitnehmer und auch Vorgesetzte mit der Situation konfrontiert und konnten sehen, dass es auch funktioniert.

Die schnelle Entwicklung eines völlig neuartigen mRNA-Impfstoffs war auch in dieser Geschwindigkeit überraschend. Hoffentlich funktioniert auch alles so, wie gewünscht.

In Bezug auf den Klimawandel konnte man sehen, wie handlungsfähig die Politik ist, wenn sie will (oder muss). Weiter ist die Reduzierbarkeit des massiven Flugverkehrs (abgesehen von der Wettervorhersage) deutlich geworden. Ich hoffe, dass diese Entwicklung weitergeht und Fahrt aufnimmt.

Ein Ende der Stagnation?

2011 hat Tyler Cowen (er schreibt den sehr interessanten Blog marginalrevolution.org) ein Buch über die große Stagnation geschrieben. In diesem vermutet er, dass ein Ende der großen Stagnation (charakterisiert durch geringe Produktivitätszuwächse, wenn ich das richtig interpretiere) bis ca. 2030 endet. Grund ist, dass wir dann erst verstehen, wie wir das Internet vernünftig nutzen können.

Inzwischen vermutet er, dass durch die Corona-Pandemie das Ende der Stagnation früher eintreten könnte. Er macht das unter anderem an Innovationen wie mRNA-Impfstoffen, den Preisen für Solarstrom, der Proteinfaltungs-AI von DeepMind, einem möglichen Fusionsreaktor (kontrovers…), Crypto-Anwendungen und Homeoffice fest.

Und die Aussichten 2021 für Chemiker?

Wie betrifft das uns Chemiker? Nun, bis auf die Leute, die in eher produktionsnahen Bereichen arbeiten (und oft auch die), hat dieses Jahr wahrscheinlich jeder viele Tage im Home-Office gearbeitet. Und naheliegenderweise gibt es auch einige Chemiker, die an Proteinen oder an Impfstoffen forschen.

In vielen der anderen Themen sind nur Fortschritte möglich, wenn beispielsweise die verwendeten Materialien weiterentwickelt werden. Das ist bei Solarpanels so und bestimmt erst recht bei Fusionsreaktoren.

Auch die Automobilindustrie Mobilitätsindustrie braucht neue Materialien für resourcenschonendere Mobilität.

Wenn wir jetzt noch weiterdenken zu einer Kreislaufwirtschaft, in der nichts weggeworfen wird, dann brauche ich doch nicht weiterzuschreiben. Und genau da müssen wir in den nächsten Jahren hin! Mal abgesehen davon, dass wir zusätzlich den (oft sinnlosen) Materialkonsum einschränken müssen.

Also gründet Unternehmen und führt uns zur Kreislaufwirtschaft!

P.S: Beachtet auch die Jobs auf meiner Deutschlandkarte.

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